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Einblicke und Weitblicke

Wirtschaftsexperte Ronald Barazon im Interview

Ronald Barazon ist ein renommierter Wirtschaftspublizist, Vortragender und begehrter Fernsehmoderator. Seit jeher beschäftigt er sich mit den wichtigsten ökonomischen Fragestellungen unserer Zeit. Im Interview spricht er über die Zukunft der Bau- und Immobilienbranche.

Herr Barazon, ein Blick auf Ihren Lebenslauf macht deutlich, dass Sie für die Volkswirtschaft brennen. Woher kommt diese Faszination?

Eine funktionierende Volkswirtschaft ist die Voraussetzung für Wohlstand und somit eine Absicherung für ein demokratisches Gemeinwesen und die Bekämpfung totalitärer Tendenzen. Nur eine funktionierende Volkswirtschaft kann ein solides Gesundheitswesen und eine ausreichende Altersvorsorge finanzieren.

Welchen Einfluss wird Corona Ihrer Meinung nach auf die Baubranche haben?

Das Ausmaß der wirtschaftlichen Konsequenzen ist im Moment nicht abzuschätzen. Dies deshalb, weil die Rückkehr zur Normalität nicht einfach erfolgen kann. Der Lock-Down hat das Virus nicht beseitigt und den Aufbau einer breit in der Bevölkerung verankerten Immunität verhindert. Somit muss man mit weiteren Wellen rechnen. Und der Umgang mit diesen Wellen ist für die Zukunft der Bauwirtschaft von größerer Bedeutung als der Stillstand von März bis Juni, der wieder aufgeholt werden könnte. Wenn jede weitere Welle eine neuerliche Lähmung der Volkswirtschaft zur Folge hat, und sei es nur mit einem teilweisen Lock-Down, dann wird es extrem schwierig. Die Sorge vor einer ungewissen Zukunft bremst die Investitionstätigkeit der Firmen und Privatpersonen.

Wie werden sich die Zinsen und die Preise entwickeln?

Nachdem die Staaten überschuldet sind und jetzt zur Bekämpfung der Krise Milliarden-Programme umsetzen, bleiben die Zinsen niedrig. Dafür sorgt die Europäische Zentralbank, die über die Niedrigzinsen und den Kauf von Anleihen den Staaten hilft. Die Immobilienpreise kommen durch die Krise unter Druck nach unten. Da aber die Zinsen niedrig bleiben und nach wie vor sehr viel Geld im Markt ist, besteht weiter ein Interesse am Kauf von Immobilien, wodurch ein Druck nach oben entsteht. Das sollte sich ausgleichen. In der Krise sinken zuerst die Verbraucherpreise, um die Kunden zu überzeugen. Nachdem dies meist nicht funktioniert, steigen die Preise, um mit den geringen Umsätzen doch positiv abschließen zu können. Letztlich kommt es zu einem generellen Preisschub nach oben, der die Investition in Immobilien begünstigt.

Welche Lerneffekte kann die Wirtschaft aus dieser Krise ziehen?

Durch die nun allgemeine Erkenntnis, dass man Abstand halten muss, wird sich vieles ändern, und zwar vor allem im Bereich der Bauten und darüber hinaus in der Städteplanung. Großraumbüros sind überholt, Hochhäuser in der bisherigen Form nicht mehr vertretbar, kleine Lifts, in denen sich viele Menschen drängen, sind nicht mehr tragbar. Die Zukunft gehört menschengerechten, übersichtlichen Bauten mit breiten Wegen – innen und außen.

Die mittelständische Bauwirtschaft, die genau diese Anlagen schwerpunktmäßig baut, geht einer positiven Zukunft entgegen.

In Ihrer aktuellen Volkswirt-Ausgabe erläutern Sie, dass wir Blitze haben, allerdings keine Blitzableiter errichten. Was wären solche Blitzableiter in Bezug auf die Immobilienbranche?

Der aktuell wichtigste Blitzableiter ist der Ausbau der Digitalisierung, der die industrielle Fertigung von Bauteilen erleichtert. Durch die Digitalisierung können die vorgefertigten Teile individuell gestaltet werden, sodass Industrialisierung nicht Einheitsangebot bedeuten muss. Auf diese Weise sollte es möglich sein, dass man zwar präziser und kostengünstiger baut, aber dennoch die Kundenwünsche und die Ästhetik berücksichtigt. Den wichtigsten Blitzableiter kann die Branche selbst nicht errichten – das wäre ein funktionierender, europäischer Kapitalmarkt für breit gestreutes Beteiligungskapital, der die Abhängigkeit von Kreditfinanzierungen reduzieren sollte.

Der Gebäudesektor ist unumstritten weltweit und auch in Österreich ein zentraler Hebel zur Erreichung der Klimaziele von Paris. Der Anspruch an nachhaltige Gebäude wächst. Glauben Sie, dass Corona einen Einfluss auf diese Entwicklung hat?

Österreichs Baumeister bauen seit jeher für Jahrhunderte. Genügt das nicht als Beweis für Nachhaltigkeit? Unter Nachhaltigkeit versteht man die Reduktion des CO2. Wir haben derzeit einen Gehalt in der Luft von 0,038 Prozent. Wenn der Wert unter 0,02 sinkt, dann funktioniert die Fotosynthese nicht mehr und wir haben keinen Sauerstoff zum Atmen auf der Erde. Die Klimadebatte dreht sich um die Befürchtung, dass der Wert auf 0,045 bis 2100 steigen könnte. Man sollte diese Relationen stärker beachten. Wir haben aber tatsächlich eine Klimakrise mit Stürmen, Starkregen, Überschwemmungen, Temperaturstürzen usw. Da ist die Bauwirtschaft ausreichend gefordert, allerdings nicht, indem sie Styropor auf die Wände klebt, sondern durch bessere Dächer, gesicherte Keller, witterungsfeste Fenster und Verputze, die Häuser noch widerstandsfähiger machen.

Wenn Sie selbst ein Haus bauen würden, wie würden Sie vorgehen?

Alles aus einer Hand, einmal den Plan abgeben und nicht mehr diskutieren. Und im Anschluss den Schlüssel überreicht bekommen.

Welche Herausforderungen und Chancen kommen Ihrer Meinung nach die nächsten zehn Jahre auf die Immobilienbranche zu?

Die richtige Größe für das eigene Unternehmen zu definieren. Weder der „Fusionitis“ zu verfallen, nicht versuchen, ein Großkonzern zu werden, aber auch nicht zu glauben, dass man alles als Kleinstfirma schaffen kann. Das ist leicht gesagt und schwer umgesetzt, aber ein gutes Ziel.

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