Frühjahr Sommer 2022

Holz- oder Massivbau?

Die Holzmanufaktur Huetz wurde letztes Jahr ins Schwoicher Bauunternehmen integriert und tritt ab sofort unter dem Namen RIEDERBAU-Holztechnik auf. Teamleiter Andreas Embacher und Leonhard Huetz, der weiterhin als Berater im Einsatz ist, geben im Interview spannende Ein- und Ausblicke.

Wie kam es zu der Übernahme?

 

LH: Die Baubranche befindet sich im Wandel. Die steigenden Grundstücks- und Baukosten führen dazu, dass es künftig weniger Einfamilienhäuser, dafür mehr Wohnbauten gibt. Um solche Projekte effizient umzusetzen, braucht es noch mehr Automatisierung. Dafür war unser Team zu klein. RIEDERBAU erhält durch die Übernahme die Chance, im Holzbau Fuß zu fassen, nachhaltige Aspekte voranzutreiben und seine Rolle als Komplettanbieter weiter auszubauen. Eine Win-win-Situation für beide Seiten! Die Standorte in St. Jakob in Haus im Bezirk Kitzbühel und die Zentrale in Schwoich ergänzen sich zudem strategisch ideal.


Welche zusätzlichen Leistungen werden künftig angeboten?

 

AE: Wir sind der Holzbauzweig der Firma RIEDERBAU und bearbeiten den kompletten Zimmerei-Sektor mit elf top Leuten. Von der Planung bis hin zur Montage decken wir alle Leistungen vom traditionellen Holzbau bis hin zum Ingenieursholzbau und Holzfertigteilbau ab.

Was zeichnet den Baustoff Holz aus?

 

AE: In 1 m3 Holz wird Kohlenstoff aus 1 Tonne CO2 gespeichert. Der Einsatz von Holz im Baubereich stellt deshalb einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz dar. Dazu kommen kurze Transportwege, geringere Energie-Aufwände bei der Herstellung und die Einsparung fossiler Brennstoffe bei der Entsorgung. Im Vergleich zu anderen Baustoffen ist Holz sehr leicht und dadurch bestens für Nachverdichtungen geeignet.

 

LH: Der hohe Vorfertigungsgrad ist nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht attraktiv, sondern auch für die Mitarbeiter*innen von Vorteil. In der Halle sind sie vor der Witterung im Freien geschützt. Die Möglichkeit der Vorfertigung macht uns außerdem extrem schnell. In wenigen Tagen errichten wir gleich mehrere Geschosse. Bestnoten gibt es zudem in Sachen Wärmedämmung, Energieeffizienz, Brandschutz und Langlebigkeit.

 

Wie kann man mit Vorurteilen gegenüber Holzbauten aufräumen?

 

AE: Jeder weiß, dass Holz brennt. Aber die wenigsten wissen, dass der Baustoff eine sehr geringe Abbrandgeschwindigkeit hat. Eine Holzdecke hält einem Feuer länger stand als eine Stahlbetondecke. Wenn Stahl erhitzt, wird er weich und kann die Statik eines Gebäudes negativ beeinflussen.

 

LH: Es gibt auch das Vorurteil, dass Massivbauten langlebiger sind. Wer allerdings mit offenen Augen durch die Gegend fährt, wird gerade bei uns in Tirol jede Menge Bauernhöfe entdecken, die seit Jahrhunderten unser Landschaftsbild prägen.

"Wenn es um Nachhaltigkeit geht, denken wir nicht an morgen, sondern an übermorgen."

Andreas Embacher

Teamleiter

Wie digital ist der Holzbau?

 

LH: Im Holzbau hat die Digitalisierung schon früh gestartet. Wir haben beispielsweise bereits im Jahr 1997 eine vollautomatische Abbundmaschine installiert und mit dieser Investition das nächste Level der Vorfertigung erreicht.

 

AR: Durch die Übernahme können wir wieder einen großen Schritt nach vorne machen. Bei RIEDERBAU ist Digitalisierung nicht nur ein Schlagwort, sondern Kern der Arbeit. Diese innovative Herangehensweise macht unserem jungen Team in St. Jakob in Haus viel Spaß. Wir freuen uns auf alles, was kommt!

 

Welchen Stellenwert hat BIM?

 

AE: Closed BIM ist im Holzbau schon immer ein Thema, aber der Austausch mit anderen fehlte bis jetzt. Ab sofort können wir auf den Erfahrungsschatz von RIEDERBAU zurückgreifen und auch diesen Bereich weiter vorantreiben – bis hin zum Open BIM.

 

LH: Die Herausforderung besteht darin, die Programme beider Seiten kompatibel zu machen. Im Gegensatz zum Massivbau gehen im Holzbau die Daten von der Software zur Maschine. Derzeit erarbeiten wir in internen Workshops Schnittstellen, die künftig mehrere Bereiche der Planung auch von verschiedenen Softwareanbietern einfach, schnell und ohne Datenverlust zusammenführen sollen.

 

Welche Pläne gibt es für die Zukunft?

 

LH: Derzeit besteht der Standort in St. Jakob aus einer Maschinen- und einer Abbundhalle, Freilagerflächen und einem Bürogebäude mit zwei Stockwerken. Der produktive Bereich wird in Zukunft fast um das Doppelte erweitert und mit neuen Maschinen ausgestattet.

 

AE: Obwohl Holzmassivbauten speziell im Modulbau weit verbreitet sind, warnen Fachleute
schon jetzt vor einem zu hohen Verbrauch, wenn die Nachfrage weiter steigt. Im Sinne der Nachhaltigkeit möchten wir deshalb nicht nur an morgen, sondern an übermorgen denken und entwickeln eine Hybridbauweise, mit der wir weniger Ressourcen verbrauchen. Bei dieser Mischform wird der Skelettbau aus Stahlbeton, die restlichen Teile werden im Holzrahmenbau errichtet. Wir befinden uns hier auf der Zielgeraden und möchten im Jahr 2022 das erste Pilotprojekt umsetzen. Gerade für den Wohnbau ist der Holzrahmenbau sehr spannend. Dank der Vorfertigung können wir hier besonders attraktive Preise anbieten.

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