Musketiere der Digitalisierung
Sie sind jung und jung geblieben, erfahren und dynamisch, lieben ihren Job und brennen mit Leidenschaft für intelligente Lösungen. Die Mitglieder der Smart Construction Austria (kurz SCA) sind sich einig: Sie wollen etwas bewegen, die Baubranche in Österreich ein großes Stück weit revolutionieren und auf ein Innovationslevel heben, das sich länderübergreifend sehen lassen kann.
WER SIND DIE SECHS MUSKETIERE DER SCA?
- Wolfgang Hillebrand Hillebrand Bau GmbH, Salzburg
- Philipp Tomaselli Tomaselli Gabriel Bau GmbH, Vorarlberg
- Michael Schranz Handler Holding GmbH, Niederösterreich
- Elmar Hagmann Dipl.-Ing. Wilhelm Sedlak GmbH, Wien
- Christian Wimberger Wimberger Bau GesmbH, Oberösterreich
- Anton Rieder RIEDERBAU GmbH & Co. KG, Tirol
Die neu formierten Musketiere der österreichischen Baubranche sind die Verfechter des digitalen Bauprozesses, der viel Potenzial mit sich bringt und dabei aus seiner Trägheit noch wachgerüttelt werden muss. Dazu braucht es starke Köpfe, die vorangehen und gemeinsam die gleichen Ziele verfolgen, von deren Ergebnissen auch andere profitieren können. Mottogetreu: einer für alle und alle für einen. Der Clou ist das Lernen voneinander und der schnelle Wissenstransfer.
WIE ALLES BEGANN
Der Fortschritt hinsichtlich der Digitalisierung beschäftigt viele Bauunternehmen in Österreich schon seit ein paar Jahren. Was die Bauwirtschaft in den nordischen Ländern und auch in Amerika bereits lebt, gilt es im DACH-Raum noch stark voranzutreiben. Viele wissen vieles, doch alle wissen nicht alles. BIM, CAFM, Lean Management und Co sind allesamt Begriffe, die in den meisten Köpfen bereits verankert sind. Wenn es um die Umsetzung geht, kratzen viele an der Oberfläche und haben noch wenig Detailwissen. Wie können die Verantwortlichen in der Baubranche von den Vorteilen des digitalen Bauens überzeugt werden? Welche neuen Trends gibt es bereits darüber hinaus und wie können diese ins eigene Unternehmen transferiert werden? Ergo: Know-how ist ein großes Gut, das durch Austausch und Weitervermittlung noch wertvoller wird. Um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein, haben sechs Unternehmen aus Vorarlberg, Tirol, Ober- und Niederösterreich sowie Wien die Smart Construction Austria (SCA) gegründet. Mit vereinter Kraft profitieren sie vom optimierten Wissensmanagement.
DAS HELSINKI PROJEKT
Auf einer Studienreise nach Finnland waren die beiden Vordenker Philipp Tomaselli und Anton Rieder von der digitalen Stärke des Landes im Bausektor vollends begeistert. Diese neuen wie auch inspirierenden Eindrücke nahmen die beiden zum Anlass, um selbst Tacheles zu reden, wie Construction 4.0 für den Bau-Mittelstand in Österreich sowohl mehr Gehör als auch Erfolg finden kann. Sie mussten nicht lange überlegen, denn, wie Philipp Tomaselli von Tomaselli Gabriel Bau erläutert, war klar, dass sie insofern selbst als Treiber agieren müssen.
„Um Antworten auf die Schnelllebigkeit der Digitalisierung geben zu können, müssen wir einerseits mit unserem bestehenden Wissen dazu beitragen und andererseits immer neues Technologie-Know-how abfragen. Wir sind der Meinung, dass wir diesen Anforderungen am besten gemeinsam gewachsen sind. Durch die Vernetzung haben wir die Chance, voneinander zu lernen, die Erfahrungswerte auszutauschen und Neuheiten zu erschließen. Gerade im Mittelstand stehen wir der Herausforderung gegenüber, Forschung und Entwicklung in unseren Unternehmen zielführend abzudecken. Sowohl die vertrauensvolle Zusammenarbeit der SCA-Partner als auch die Vernetzung mit Universitäten und Fachhochschulen sichert uns einen enormen Vorsprung.“ Philipp Tomaselli
„Als Anton Rieder und ich uns vor zwei Jahren über einen gemeinsamen Freund kennenlernten, erkannten wir beide die Parallelen unserer beider Geschichten. Als Familienunternehmen verfolgen wir die gleichen Ziele und Interessen. Uns war beiden klar, dass wir diese Synergien nutzen möchten und gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen, das über Ziegel und Beton hinausgeht. Nun sind wir zu sechst in der SCA und beschäftigen uns miteinander mit Themen, mit denen wir uns auch künftig vom Wettbewerb abheben können. Wir möchten neben innovativen Bereichen auch andere Inhalte vorantreiben, die zum Beispiel die nachhaltige Entwicklung von Familienunternehmen betreffen.“ Wolfgang Hillebrand
MIT STRATEGIE ZU DEN ZIELEN
Dass das Netzwerk keine Organisation werden soll, bei welcher die Abstände der Meetings irgendwann immer länger werden, sich die Verantwortlichen aufgrund höher priorisierter Termine immer weniger Zeit nehmen und der gemeinsame Zweck irgendwann im Sand verläuft, zeigt zum einen die fokussierte Ausrichtung und zum anderen die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens: Die Smart Construction Austria GmbH mit Sitz in Wien. Anton Rieder von RIEDERBAU sieht in dieser Entscheidung wesentliche Vorteile.
„Die formale, stärkere Bindung der SCA-Partner aneinander war wichtig, damit unser Vorhaben auch dauerhaft intensiv betrieben wird. Wir beschlossen also, ein gemeinsames Unternehmen zu gründen und von vornherein fundiert inklusive Budget- und Ressourcenplanung aufzubauen. Wichtig war uns zudem, eine/n Geschäftsführer/in mit an Board zu bekommen, die/der uns permanent antreibt, die Dinge anzupacken, sonst ginge vieles in der Hektik des eigenen Daily Business unter.“ Anton Rieder
Das gemeinsame Unternehmen ist die Basis des funktionierenden Konglomerates. Die strategische Ausrichtung definiert die Ziele. Auch für Elmar Hagmann von Wilhelm Sedlak bietet die SCA viel Potenzial, um den digitalen Gedanken für österreichische Bauunternehmen künftig zu intensivieren und sie somit in eine innovative Richtung zu lenken.
Wir versuchen in der Forschungswelt Fuß zu fassen, bei interessanten Themen mitzuwirken und selbstverständlich möchten wir eigene Themen generieren. Es wird auch die Möglichkeit bestehen, in Start-Ups zu investieren, wenn interessante Themen in unserem Kontext hervortreten. Unsere Zukunftsvision für die SCA ist, dass wir das vorhandene Wissen von sechs Unternehmen auf eine gemeinsame Plattform heben. Darüber hinaus wollen wir Zukunftsfragen des Bauens beantworten und damit auch jedes einzelne Partnerunternehmen der SCA nachhaltig stärken und weiterbringen.“ Elmar Hagmann
SPEZIALISIERUNG MIT ZUKUNFTSPERSPEKTIVE
Sicherlich ist es für Bauunternehmen, die eine große Bandbreite an Gebäudearten und -größen anbieten können, einfacher, neue Trendthemen aufzugreifen und im Bereich Forschung und Entwicklung tätig zu werden. Spezialisierte Bauunternehmen haben in diesem Bereich oftmals mehr Hürden zu überwinden, gerade was die interne Kosten-Nutzen-Kalkulation betrifft. Für Christian Wimberger, Geschäftsführer des gleichnamigen Bauunternehmens in Oberösterreich, bietet sich mit der SCA nun die Chance, das langgehegte und bisher nie umgesetzte F&E-Thema angehen zu können.
„Wir sind auf den Bau von Einfamilienhäusern für Privatkunden spezialisiert und decken das Gebiet von Salzburg bis Wien ab. Es war mir immer schon ein Dorn im Auge, dass wir nie selbst geforscht und dafür auch keine Zeit investiert haben. Durch die ersten Treffen der SCA-Mitglieder und den daraus resultierenden Themen konnte ich diesen Bereich endlich in Angriff nehmen. Als Alleinkämpfer, gerade in unserem Portfolio-Bereich, ist es eine Herausforderung, sich solchen Fachgebieten zu widmen. Miteinander geht es leichter und jeder kann von jedem lernen.“ Christian Wimberger
WISSENSCHAFT UND ATTRAKTIVITÄT ALS ARBEITGEBER
Ein funktionierendes Netzwerk mit Hochschulen sichert der SCA frisches Wissen und die Möglichkeit, bestimmte Aspekte gezielt beleuchten zu können. Für Studierende oder Forscher im Bereich der Digitalisierung ist die SCA eine attraktive Anlaufstelle für praxisnahe Projekte, die am Ende gerne zur Anwendung kommen und nicht nur aus der Luft gegriffen sind. Diesen wertvollen Touchpoint sieht Michael Schranz, Geschäftsführer der Handler Bau, ebenso für die Mitarbeiterrekrutierung.
Wichtig ist uns, als Arbeitgeber attraktiv zu sein und über die Anknüpfungspunkte durch die SCA bei den Studierenden und Fachkräften an den Hochschulen interessant zu werden. Wir kommen aus dem niederösterreichischen Raum. Es ist leider so, dass der Arbeitsplatz für die meisten gut ausgebildeten Köpfe Wien oder Graz ist. Das Anwerben von guten Kräften, die bereit sind, in unserer Region zu arbeiten, ist für uns sehr schwierig. Insofern sehe ich auch in der Rekrutierung von Fachkräften für uns im Zuge der SCA großes Potenzial, denn wir möchten uns bei diesen Institutionen als innovativer Arbeitgeber positionieren und die Interessenten auf uns aufmerksam machen.“ Michael Schranz
EINER FÜR ALLE, ALLE FÜR EINEN
Abschließend sind sich alle SCA-Partner einig: Die Einstellung, dass jeder besser sein eigenes Süppchen kocht als in einer zukunftsorientierten Kooperation zusammenzuarbeiten, ist nicht mehr zeitgemäß. Die Zukunft liegt im Aufbrechen von engstirnigen Zugängen und in der Offenheit für eine gemeinsame Zielerreichung.