3D-Betondruck nimmt Fahrt auf
Das österreichweite Netzwerk Smart Construction Austria möchte gemeinsam die Digitalisierung am Bau vorantreiben. Eines der Mitglieder, Philipp Tomaselli, beschreitet innovative Wege rund um den 3D-Betondruck.
Zusammen mehr erreichen! Dieses Credo vereint sechs Unternehmen aus Vorarlberg, Tirol, Ober- und Niederösterreich sowie Wien. Die Smart Construction Austria – kurz SCA – ist ein Netzwerk bestehend aus Vordenkern der Baubranche, das gemeinsam digitale Innovationen vorantreiben möchte. Wie? Mit geteiltem Know-how. Die Idee zu diesem Vorhaben entstand auf einer Studienreise nach Finnland im Jahr 2018.
„Digitalisierung, Industrialisierung und Produktivität sind große Zukunftsthemen in der Bauwirtschaft. 3D-Druck vereint alle drei und ermöglicht zudem Individualität.“ Philipp Tomaselli
Die beiden SCA-Mitglieder Anton Rieder und Philipp Tomaselli ließen sich dort vom hochdigitalisierten Bausektor inspirieren und schmiedeten erste Pläne rund um diese Vereinigung. „Durch die Vernetzung haben wir die Chance, voneinander zu lernen, Erfahrungswerte auszutauschen und Neuheiten zu erschließen. Gerade im Mittelstand stehen wir der Herausforderung gegenüber, Forschung und Entwicklung in unseren Unternehmen zielführend abzudecken. Sowohl die vertrauensvolle Zusammenarbeit der SCA-Partner als auch die Vernetzung mit Universitäten und Fachhochschulen sichert uns einen enormen Vorsprung“, so Philipp Tomaselli. Der Geschäftsführer des traditionsreichen Vorarlberger Unternehmens Tomaselli Gabriel Bau, gegründet im Jahr 1948, realisiert mit seinem 220-köpfigen Team Projekte im Hoch- und Industriebau sowie Tief- und Ingenieurbau – auch in der Rolle des Generalunternehmers. Als ausgezeichneter Lehrbetrieb legt Tomaselli auch großen Wert auf die Ausbildung junger Fachkräfte. Derzeit werden am neuen hochmodernen Standort „B12“ in Nüziders 26 Lehrlinge in die Welt des Bauens eingeführt. „Die Baubranche muss sich verändern und wir möchten diesen Wandel aktiv mitgestalten. Unser Motto ‚Wir schaffen Entwicklung‘ spiegelt sich auf allen Ebenen unseres Unternehmens wider“, so Tomaselli.
MITGLIEDER DER SMART CONSTRUCTION AUSTRIA
- Philipp Tomaselli Tomaselli Gabriel Bau GmbH, Vorarlberg
- Anton Rieder RIEDERBAU GmbH & Co. KG, Tirol
- Wolfgang Hillebrand Hillebrand Bau GmbH, Salzburg
- Christian Wimberger Wimberger Bau GesmbH, Oberösterreich
- Michael Schranz Handler Holding GmbH, Niederösterreich
- Elmar Hagmann Dipl.-Ing. Wilhelm Sedlak GmbH, Wien
BETONDRUCK AM VORMARSCH
Als Johannes Gutenberg ab 1450 den Buchdruck revolutionierte, veränderte er damit die Welt. Wer hätte gedacht, dass einige Jahrhunderte später ganze Häuser gedruckt werden können? In der vergangenen Zeit hat es weltweit zahlreiche Forschungsprojekte rund um das Thema 3D-Betondruck gegeben, in denen versucht wurde und nach wie vor wird, diese Technologie auf Anwendertauglichkeit zu prüfen und zu einem serienreifen und für die Massenproduktion geeigneten Verfahren voranzutreiben. Philipp Tomaselli möchte diese Innovation auch in Österreich weiterentwickeln und hat gemeinsam mit einem Partner das Unternehmen Concrete 3D gegründet. „Die neue Technologie leistet einen Beitrag, um die Bauwirtschaft in Sachen Industrialisierung, Digitalisierung und Produktivität weiterzubringen. Bisher kam das 3D-Betondruckverfahren in der Forschung und in wenigen Referenzprojekten zum Einsatz. Wir gehören nun zu den ersten Unternehmen weltweit, die 3D-gedruckte Betonteile in der Praxis einsetzen“, so Tomaselli. Gedruckt werden bereits Fassadenelemente, Hoch- und Tiefbauprodukte und sogar individuelle Möbelstücke für jedes Zuhause. Durch die Technik, die ohne Schalung funktioniert, können Betonelemente viel schneller, kosteneffizienter und umweltfreundlicher gedruckt werden.
ZUKUNFTSWEISENDES PROJEKT
Philipp Tomaselli ist überzeugt, dass diese spannende und junge Technologie enormes Potenzial in sich trägt: „Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt und arbeiten Schritt für Schritt den Markt auf.“ Um diesen Prozess noch intensiver vorwärtszutreiben, hat sich auch der Austausch innerhalb der Smart Construction Austria ein weiteres Mal bewährt, wie der Vorreiter berichtet: „Anton Rieder hat uns mit der Fachhochschule Kufstein Tirol vernetzt und damit ein wegweisendes Forschungsprojekt in die Wege geleitet.“ Dipl.-Ing. Thomas Schmiedinger und Prof. (FH) Dr. Christian Schmid von der Fachhochschule unterstützen die Firma Concrete 3D bei der Entwicklung und Optimierung des Verfahrens, der Produkte und Geräte. Ziel ist die Verbesserung der Eigenschaften von gedruckten Betonstrukturen, um eine noch höhere Anwendungssicherheit bei bester Wirtschaftlichkeit zu realisieren. Die neuen Lösungen sollen dabei auch helfen, in neue Anwendungsfelder zu expandieren und das Produkt- und Dienstleistungsportfolio zu erweitern.
IMAGE „BETON“ IM WANDEL
Der weltweit wichtigste Baustoff steht immer wieder in der Kritik – und das zu Unrecht. Von der Widerstands- und Wärmespeicherfähigkeit über Schallschutz sowie Wasserundurchlässigkeit bis hin zur Feuerbeständigkeit punktet Beton mit zahlreichen Vorteilen. In Anbetracht des Klimawandels rückt das Thema Kühlen immer stärker in den Fokus, auch hier erhält Beton Bestnoten. Eine Vielzahl an architektonischen Entwürfen gelingt zudem nur mithilfe des massiven Baustoffes, mit dem sich schier jede Form in die Tat umsetzen lässt. Die perfekte Statik in Kombination mit stilvollen Blickpunkten aus Sichtbeton bietet Planer*innen ein Maximum an. Was viele nicht wissen: Der Herstellungsprozess des High-Tech-Baustoffes wird auch immer klimafreundlicher. Die Zementindustrie beschreitet hier innovative Wege und forscht intensiv daran, Beton klimafreundlicher zu machen. Positive Ergebnisse sind bereits nachweisbar. Dank der lokalen Verfügbarkeit können wir in Österreich auch in Krisenzeiten die Versorgung sicherstellen und dank der geringen Transportwege CO2 -Emissionen reduzieren. Durchschnittlich wird Beton hierzulande jeweils im Umkreis von 57 Kilometern verarbeitet. Last but not least ist der Baustoff sogar recycelbar, eine unter Nachhaltigkeitsaspekten wichtige Eigenschaft. In Kombination mit dem 3D-Betondruck können sogar weitere Wege in Richtung „Nachhaltigkeit“ beschritten werden, denn diese Technologie ermöglicht eine material- und kostensparende sowie ressourcenschonende Bauweise.