Herbst Winter 2022

Wohnraum mit Bestand

Grundstücke werden immer knapper und die Preise steigen. Gleichzeitig streben die Menschen nach Individualisierung und auch immer mehr nach nachhaltigen Lösungen. Wie wirken sich all diese Gegebenheiten auf den privaten Wohnbau aus?

Viele Österreicher*innen träumen nach wie vor vom klassischen Einfamilienhaus. Aufgrund der erhöhten Bau- und Grundstückskosten geht dieser Wunsch aber künftig immer seltener in Erfüllung. Die Preissteigerungen sind jedoch nicht der einzige Grund, warum die Nachfrage nach Häusern sinkt: Die Notwendigkeit eines nachhaltigen Umganges mit Energie und Ressourcen verankert sich immer mehr in den Köpfen der Bevölkerung und führt zu einem erhöhten Interesse für Alternativen abseits des klassischen Einfamilienhauses. „Insgesamt stammt etwa ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen aus dem Gebäudesektor. Das zeigt, welch großes Klimaschutzpotenzial in diesem Bereich liegt“, so Baumeister Anton Rieder. Der RIEDERBAU-Geschäftsführer und sein Team beschäftigen sich seit Jahren intensiv damit, Bauen künftig innovativer, digitaler und auch nachhaltiger zu gestalten. Als große Chance sieht Anton Rieder die Transformation von Bestandsgebäuden.

BESTANDSGEBÄUDE „UPGRADEN“

 

Mit dem Europäischen Green Deal wollen die EU Mitgliedstaaten bis 2050 klimaneutral werden. In einem ersten Schritt sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 sinken. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Wirtschaft und Gesellschaft in vielen Bereichen neu ausgerichtet werden. Zweifelsohne betrifft diese Zielsetzung somit auch das Bauen und Wohnen. Sowohl aus ökonomischen als auch aus ökologischen Gründen müssen die Sanierung und Umnutzung von Bestandsobjekten stärker in den Fokus rücken. „Alleine in Tirol gibt es zahlreiche Gebäude aus der Nachkriegszeit mit einer 70 bis 80 Jahre alten Substanz, die wir nicht aus den Augen verlieren sollten. Viele dieser Häuser stehen auf unverhältnismäßig großen Grundstücken und rufen förmlich nach einer Nachverdichtung“, so Anton Rieder, der das Konzept „Mehrgenerationenhaus“ – in moderner Weise interpretiert – anspricht.
 

 

GUTE VORBEREITUNG IST ALLES

 

Ältere Gebäude zu sanieren, nachzuverdichten und die jeweilige Versorgung auf erneuerbare Energien umzustellen wird in den kommenden Jahren die Herkulesaufgabe sein. Das Schwoicher Bauunternehmen hat sich auf diese Situation intensiv vorbereitet und im Jahr 2020 die RIEDER Ausbau GmbH gegründet. Das Team, welches die unterschiedlichsten handwerklichen Fertigkeiten unter einem Dach vereint, kümmert sich um Aus- und Umbauten, Sanierungen und Modernisierungen bestehender Gebäude. „Wir haben uns außerdem dazu entschlossen, die RIEDERBAU-Holztechnik ins Leben zu rufen. Gerade bei Transformationen von Bestandsgebäuden eignet sich der Baustoff Holz durch seine Leichtbauweise besonders gut“, erläutert Anton Rieder. Mit dieser Ausrichtung deckt das Bauunternehmen alle Leistungen – von Sanierungen über kleine und große Umbauten bis hin zur Errichtung von Einfamilienhäusern – aus einer Hand ab. Durch die vielseitige Ausrichtung profitieren die Bauherr*innen von der Expertise in Sachen Planung sowie Umsetzung und auch im Bereich der Behördenabwicklung, die gerade bei Aufstockungen eine elementare Rolle spielt.

 

 

ALLES MIT SYSTEM

 

Wenn man die Frage, wie wir künftig bauen, in den Raum stellt, kommt man nicht am Schlagwort „Systematisierung“ vorbei – ein weiterer Zukunftsbaustein von RIEDERBAU. Aktuell arbeitet das Team der RIEDERBAU-Holztechnik intensiv an der Weiterentwicklung einer Hybridbauweise, bei der das Untergeschoss, der Stiegenkern und die Decken im Massivbau und die Außenwände mit Fertigholzbauteilen errichtet werden. „Wir versuchen hier aus einem altbekannten Dilemma auszubrechen: Am Bau werden zig Prototypen errichtet. Bei fast allen neuen Projekten fängt man sozusagen bei null an. Deswegen möchten wir Teilbereiche systematisieren und damit Projekte wieder zu wettbewerbsfähigen Kosten umsetzen“, schildert Anton Rieder seine Beweggründe. Der Baustoff Holz bringt hier aufgrund seines hohen Vorfertigungsgrades den entscheidenden Vorteil mit sich. Fragen wie „Wie groß dürfen Fenster sein?“, „Welche Stiegenhaustypen gibt es?“ und „Wie sieht ein Wandaufbau aus?“ werden aktuell in Workshops schrittweise beantwortet, in einem Planungsleitfaden definiert und im Anschluss digitalisiert. „Es geht darum, den gesamten Ablauf – von der Idee über das BIM-Modell und die Holzbausoftware bis hin zur Produktionsanlage – digital darzustellen und damit den Daten- und Produktionsfluss durchgängig abzubilden“, so der Baumeister. Die Individualität soll dabei dennoch nicht zu kurz kommen, wie Anton Rieder betont: „Wir positionieren uns zwischen dem industriellen Bauen und dem Individualbau.“

 

 

KLIMAWANDEL ERFORDERT ALTBEWÄHRTE DENKWEISE

 

So dramatisch sich der Klimawandel auf der ganzen Welt auch auswirkt, regt er dennoch ein längst notwendiges Umdenken an. „Das Bauen hat sich von der Naturwissenschaft entfernt. Die Verantwortlichen unserer Branche haben verlernt, ressourcensparend zu arbeiten und auch die strengen Regulierungen führen hier zu einem unnötigen Verbrauch von Materialien“, beschreibt Anton Rieder die aktuelle Situation. Während früher auf einen Kubikmeter Beton 50 Kilogramm Bewehrung folgten, sind heute 100 Kilogramm erforderlich. Dass die alten Gebäude noch heute stehen, verleiht der Überregulierung am heimischen Markt einen bitteren Beigeschmack. Um künftig im Sinne der Umwelt – und auch der Geldtasche – zu agieren, braucht es hier neue Vorgaben. „Die ‚Spielregeln‘ kann nur die Politik ändern. Allerdings müssen wir in der Zwischenzeit nicht untätig bleiben und können unser Bestes geben, um nachhaltiger zu agieren. Deswegen denken wir bei RIEDERBAU die Planung von der Produktion her und nicht umgekehrt“, so Anton Rieder. Bei RIEDERBAU wird vorab festgelegt, was sich optimal produzieren lässt und im Anschluss geplant. Ein Vorhaben, das nur aufgrund der Rolle des Totalunternehmens funktioniert.