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28.09.2021

Toni Rieder feiert 80. Geburtstag

Wegbereiter und Seniorchef Toni Rieder feiert seinen 80. Geburtstag und gibt uns im Interview Einblicke in die Anfangszeit seiner Karriere und verrät, wie sich der Bau in all den Jahren entwickelt hat.

 

Hausbesichtigungen mit 3-D-Brillen, digitale Gebäudezwillinge, integrale Planungen und Drucker, die ganze Bauteile produzieren ...

Was heute gelebte Realität ist, war vor nicht allzu langer Zeit noch Zukunftsmusik. Gleichzeitig ist es kaum vorstellbar, wie man in der Vergangenheit ohne all die digitalen Innovationen am Bau erfolgreich agieren konnte. Anton Rieder senior hat den Wandel hautnah miterlebt und nimmt uns mit auf eine Zeitreise. „Früher hatten wir keine EDV, sondern einen Rechenschieber mit Kurbel, den wir abwechselnd verwendet haben“, so Rieder. Geteilt wurde aus Kostengründen, immerhin kostete diese Maschine, die nicht einmal eine Dividierfunktion besaß, in der damaligen Zeit 9.000 Schilling. Trotz der mangelnden Ausstattung wurde gebaut und gebaut. Für den Erfolg waren allerdings andere Faktoren ausschlaggebend, wie der Kommerzialrat erklärt: „Damals waren jene Bauunternehmen an der Spitze, die am besten improvisiert haben. Heute zählt man zu den Gewinnern, wenn man am besten organisiert ist.“ Auch sonst hat sich die Branche komplett gewandelt, aber dazu später mehr.

ZURÜCK ZUM ANFANG

Wir schreiben das Jahr 1955. Der junge Anton Rieder ist auf der Suche nach Arbeit. Keine leichte Aufgabe, denn Lehrstellen sind heiß begehrt. Und dennoch wird er fündig: Am ersten Montag nach seinem 14. Geburtstag startet er als Hilfsarbeiter am Bau, drei Monatespäter wird er vom Betrieb als Maurerlehrling eingestellt, ohne zu wissen, dass damit die Weichen für eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte gestellt werden. Es folgen neun Jahre bei der Firma Kurz, wie Herr Rieder erzählt: „Ich war dort als Bauleiter in einer Filiale in Kufstein stationiert und betreute eigenständig Baustellen, wie etwa die Errichtung des Olympischen Dorfes.“ Ab Oktober 1975 beteiligt er sich an der Firma Premm, die zwei Jahre später zu Rieder-Premm und 1980 zu Rieder umbenannt wird. Zur Selbstständigkeit angetrieben hat ihn der Wunsch, etwas zu bewegen. Und dieser Wunsch ging mit dem richtigen unternehmerischen Gespür in Erfüllung. „Auch damals war die Konkurrenz groß, deswegen haben wir uns auf Nischen konzentriert und konnten in einigen Bereichen ein Alleinstellungsmerkmal aufbauen. Jedes Jahrzehnt war von einer Art Welle geprägt, Schulbauten – wie die Errichtung der Kufsteiner HLBA –spielten beispielsweise in den 60er- und 70er-Jahren eine wichtige Rolle. Die Wasserversorgung wiederum prägte die 80er-Jahre. Wir haben als einziges Unternehmen Wasserbehälter gebaut und erhielten viele Aufträge rund um den Kanalbau und die Errichtung von Klärwerken“, so Anton Rieder senior. Neben dem täglichen Geschäft hat sich der Wegbereiter auch politisch stark engagiert: „Als Unternehmer hat man Verantwortung und sollte dahingehend auch Zeit für die Allgemeinheit investieren. Deswegen war es mir immer ein großes Anliegen, unsere Branche zu vertreten.“ In der Rolle des Obmanns der Wirtschaftskammer Kufstein hat er in 15 Jahren zahlreiche Projekte vorangetrieben und vieles bewegt.

IN GUTEN UND SCHLECHTEN ZEITEN

Wie bei einer Medaille hat auch jedes Jahrzehnt zwei Seiten. Obwohl technische Innovationen heutzutage die Arbeit wesentlich erleichtern und die Sicherheit erhöhen, gibt es Entwicklungen, die Anton Rieder senior aus einem kritischen Blickwinkel betrachtet: „Die Nachkriegszeit war schwierig und dennoch gut. Es ging immer in eine Richtung: bergauf! Jedes Jahr konnten wir uns weiterentwickeln und die Erträge optimieren. Heute befinden wir uns auf einem solch hohen Niveau, welches nur schwer zu halten ist.“ Sein Appell: Wir sollten uns wieder verstärkt aufs Wesentliche besinnen, denn in vielen Fällen ist weniger mehr – auch im Sinne der Umwelt. Ebenso steht er den bürokratischen Anforderungen skeptisch gegenüber: „Für einige Bauvorhaben hatten wir nicht einmal Verträge, was zählte, war die Handschlagqualität. Jetzt muss alles bis ins Detail dokumentiert und überprüft werden. Dieser Mehraufwand frisst Unmengen an Zeit, gleichzeitig wird der Termindruck immer größer.“

IMPROVISATIONSTALENTE

Auch die Arbeitsprozesse haben sich enorm verändert. Früher waren nicht mehr als fünf Facharbeiter, dafür aber umso mehr Hilfsarbeiter auf Baustellen im Einsatz. Wer heute am Bau arbeiten möchte, muss Fachwissen mitbringen. „Dazumal haben wir einige Fundamente noch mit den Händen gegraben. Das ist heute kaum vorstellbar, weil die körperliche Arbeit in vielen Bereichen durch Maschinen ersetzt wurde. Von solch technischen ‚Gehilfen‘ konnten wir in unseren 10-Stunden-Schichten nur träumen“, lacht Anton Rieder senior. Auch bei der Verteilung der Materialien wurde größtenteils improvisiert. Ein Lkw – beladen mit 20 Säcken Zement – fuhr im Sommer von Baustelle zu Baustelle. Entnommen wurde nach Gefühl. Von November bis März wurden Bagger und Co. in die Winterpause geschickt, in diesem Zeitraum wurden Angebote erstellt und Projekte geplant. „Im Gegensatz zu heute war zwar alles viel planbarer, allerdings hat die gesamte Abwicklung wesentlich länger gedauert“, gibt der Unternehmer Einblicke in vergangene Prozesse. Er ist überzeugt, dass die Digitalisierung der richtige Weg ist: „Früher konnte man viele Schäden darauf zurückführen, dass Handwerker nicht zusammengearbeitet haben. Mit der integralen Herangehensweise, technologischen Innovationen und der ‚Alles-aus-einer-Hand-Mentalität‘ können Projekte nun viel exakter und reibungsloser abgewickelt werden. Die Arbeit am Bau ist so spannend wie nie zuvor.“

Diese Botschaft möchte Anton Rieder senior. auch jungen Menschen in der Findungsphase mitgeben:

„Es ist kein Tag wie der andere. Die Arbeit ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch hochinteressant. Für mich persönlich lag der Reiz immer darin, etwas Sichtbares zu schaffen.“

ZWEI GENERATIONEN, EIN ZIEL

Als Sohn Anton Rieder im Jahr 1999 ins Unternehmen einstieg, trafen zwei Generationen aufeinander. „Ich habe damals bereits erkannt, dass mir die rapide Entwicklung rund um technische Neuerungen über den Kopf wächst. Mein Sohn hatte schon immer ein Gespür für Innovationen und konnte unser Unternehmen auf die nächste Stufe heben. Er wollte diese Herausforderung nicht nur annehmen, sondern konnte es auch. Zwei Komponenten, die gleichermaßen wichtig sind“, so Vater Rieder, der seinen Sohn für den Eintritt ins Familienunternehmen eine Bedingung stellte: „Es war mir ein großes Anliegen, dass Anton vorab Erfahrung sammelt, deswegen war er fünf Jahre bei einer großen Baufirma beschäftigt.“ Die Übergabe verlief problemlos, die Gemeinsamkeiten überwogen ganz klar. Der Seniorchef ist überzeugt, dass man bei solchen Veränderungen auch loslassen muss: „Man sollte jungen Menschen Freiraum geben, auch wenn man selbst vielleicht anders agieren würde. Wenn die ‚Alten‘ noch anschaffen wollen, funktioniert es nicht.“

MIT DER RICHTIGEN EINSTELLUNG ZUM ERFOLG

Manche Menschen sehen das Wasserglas immer als halb leer und andere immer als halb voll an. Anton Rieder senior zählt zur letzteren „Spezies“: „Es kommt darauf an, mit welcher Sichtweise man an die Dinge herangeht. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man beispielsweise einen Auftrag verliert, weil man mit seinem Angebot um einen Prozentsatz hinter der Konkurrenz liegt. Aber der kleinste Wind darf einen nicht umwehen.“ Mit seiner optimistischen Einstellung ging es stetig nach oben, und dennoch blieb die Familie trotz wachsenden Erfolgs bescheiden. Urlaub stand nur selten auf der Agenda, wie uns der RIEDERBAU-Gründer erzählt: „Ich hatte am Strand das Gefühl, dass ich zu Hause wesentlich sinnvollere Tätigkeiten umsetzen könnte als von der Liege aus aufs Meer zu schauen. Nichts tun liegt mir nicht. Natürlich hat man für den Beruf auf einiges verzichtet, aber was ist schon ein Verzicht? Wenn ich mit einer Knödelsuppe zufrieden bin, dann verzichte ich ja auch nicht auf ein Schnitzel.“ Die Arbeit war für ihn nie eine Belastung, sondern eine Bereicherung. Heute geht es der Vater von vier Kindern ruhiger an. In seiner Freizeit ist er als Imker im Einsatz und von der Welt der Bienen fasziniert. Sein Weg führt in trotzdem fast täglich ins Unternehmen in Schwoich, wie er uns amüsiert erzählt: „Heute komme ich nicht mehr zum Arbeiten, sondern zum Ratschen.“ Und wir sind uns sicher, dass er zu jeder Zeit ein willkommener Gesprächspartner ist.

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6334 Schwoich / Kufstein