Frühjahr Sommer 2022

Im Gleichgewicht der Kräfte

Meist kennt man sie nur in Zusammenhang mit Brückenbauten, oft wird sie unterschätzt: die Tragwerksplanung. Dabei ist sie Voraussetzung für jegliches Bauvorhaben. Marco Obwaller ist auf diesem Gebiet der neue Experte bei RIEDERBAU und liefert damit auch das letzte fehlende Puzzleteil im BIM-Prozess.

Auch wenn sie für den Laien weniger präsent ist als andere Fachbereiche, würde ohne die Tragwerksplanung erst einmal gar nichts passieren. Denn ihre Berechnungen bilden die Grundlage für sämtliche Bauvorhaben. Sie sind es, die für die notwendige Stabilität sorgen und auf deren Berechnungsmodellen alle weiteren Entscheidungen im Bauprozess aufbauen. Für Bauingenieur*innen spielen dabei Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit eine zentrale Rolle. Das bedeutet, dass in der Tragwerksplanung die Stabilität und die uneingeschränkte Nutzung des Gebäudes nachgewiesen werden muss.

DIE ERSTEN TRAGWERKSPLANER

Große Denker wie Archimedes oder Leonardo Da Vinci hatten in ihren Philosophien bereits erste Ansätze verankert, die sich um Proportionen und Geometrie drehten. Baumeister haben zu dieser Zeit oft Gebäude nur auf Erfahrung gebaut. Ist es dann zusammengebrochen, wurde das Gebäude einfach mit größeren Dimensionen wieder aufgebaut. Erst Galileo Galilei hat im 17. Jahrhundert die Frage aufgeworfen, wann ein eingespannter Balken unter Last brechen würde, und stellte so die ersten Regeln zur Widerstandsfähigkeit von Bauteilen auf. RIEDERBAU „ALL IN“ Bisher wurden für den Bereich der Tragwerksplanung meist Partnerfirmen herangezogen. Ab sofort wird ein Großteil dieser Tätigkeit intern abgedeckt. Das komplettiert RIEDERBAU einerseits in seiner Rolle als Totalunternehmen, welches Planung und Bau aus einer Hand anbietet, und ist zum anderen ein wichtiger Schritt, um den BIM-Prozess zu vervollständigen. BIM – die Kurzform von Building Information Modeling – bedeutet, dass sämtliche Bauprozesse digital erfasst, kombiniert und vernetzt werden. Alle Beteiligten arbeiten auf demselben Modell und haben immer Zugriff auf die aktuellen Daten – das verkürzt die Planung, verbessert die Qualität und reduziert Fehlerquellen und Missverständnisse. „Ganz nach dem Motto „build digitally first“ errichten wir vor Baustart einen digitalen Gebäudezwilling“, erklärt Richard Thrainer, der die integrale Planung im Hause RIEDERBAU leitet.
 

DER EXPERTE FÜR DIE TRAGWERKSPLANUNG

Marco Obwaller ist seit Dezember 2021 bei RIEDERBAU im Einsatz. Schon vorher lernte er das Unternehmen als Praktikant kennen. Nun, nach Abschluss seines Studiums, ist er der richtige Mann, um den letzten fehlenden Baustein des BIM-Prozesses, also die Tragwerksplanung, intern zu ergänzen. „Ich war schon in der Schule vernarrt in das Fach Mathematik und habe mir überlegt, wie man diese Leidenschaft auch mit der Wirtschaft verknüpfen kann“, erzählt Marco. Für sämtliche Gebäude ist die Tragwerksplanung samt Statik unerlässlich. Expert*innen in diesem Gebiet müssen eng mit Architekt*innen zusammenarbeiten, um gemeinsam stabile und sichere Lösungen für Bauwerke zu finden. In Bezug auf die Werkstoffe wird außerdem stets darauf geachtet, so effizient wie möglich zu entwickeln und so wenig Material wie nötig zu verwenden. „Gebäude beinhalten wertvolle Ressourcen, die immer knapper werden und für viele CO2-Emissionen verantwortlich sind. Gerade Tragwerksplaner*innen können den Materialverbrauch deshalb massiv reduzieren“, zeigt sich Marco Obwaller überzeugt. Gearbeitet wird bei den meisten Bauvorhaben vor allem mit Holz, Mauerwerk, Beton und Stahl.
 

"„Das große Thema von heute und morgen sind Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen. Hier haben Tragwerksplaner*innen viele Möglichkeiten, im Sinne der Nachhaltigkeit zu wirken.“ "

Marco Obwaller

TRAGWERKSPLANUNG IN DER PRAXIS

Als Tragwerksplaner*in muss man mit allen Beteiligten in der Planung und am Bau gut kommunizieren und die unterschiedlichsten Interessen vereinen, ohne dabei die Stabilität des Gebäudes zu gefährden. „Hier ist das BIM-Modell natürlich ein großer Vorteil. Ich arbeite mit dem gleichen Modell wie der jeweilige Planer, ohne dass wir uns dabei in die Quere kommen. Wird eine Wand verschoben, sehe ich diese Veränderung direkt im Modell und kann sämtliche Berechnungen mit einem FE-Programm sofort anpassen und durchführen. Im Anschluss wird die Bewehrung laut der Berechnung in das BIM-Modell eingefügt, daraus ergeben sich die genauen Mengen, die benötigt werden“, gewährt Marco einen Einblick in die Arbeitsweise. Immer größer wird zudem die Bedeutung von KI-Technologien in der Berechnungs- und Bemessungspraxis des Bauingenieurwesens, wie Marco Obwaller einen zukünftigen Ausblick gibt. „In Kombination mit Erfahrungswerten kann künstliche Intelligenz Gebäude noch material- und energieeffizienter und damit auch wirtschaftlicher sowie umweltfreundlicher machen.“ Dass dieses Gewerk nun auch „in house“ vertreten ist, bietet außerdem einen weiteren entscheidenden Vorteil, wie Richard Thrainer erklärt: „Innerhalb des internen Kollegenkreises ist es einfacher, ehrliches Feedback zu geben. Wir sind immer bemüht, uns gegenseitig zu unterstützen und Prozesse zu vereinfachen – das ist eine unserer großen Stärken.“ Und genau diese Stärke führt zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung des Totalunternehmens RIEDERBAU.
 

Infobox

 
BAUSTATIK
Die Baustatik ist die Lehre der ruhenden Kräfte und die Lehre von Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit von Tragwerken im Bauwesen. In diesem Aufgabenbereich werden die Kräfte und deren gegenseitige Auswirkungen in einem Bauwerk sowie in jedem dazugehörigen Bauteil berechnet.

 

BAUDYNAMIK
Die Baudynamik ist die Lehre vom Einfluss von bewegenden Kräften. Im Gegensatz zur
Baustatik wird in diesem Aufgabenbereich die Dimension der Zeit bzw. der Frequenz berücksichtigt. Dies wird dann erforderlich, wenn zeitlich veränderliche Kräfte auf ein Bauwerk einwirken, wie verkehrsbedingte Schwingungen oder Erdbeben.

 

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